27.11.2023
Herren I:
Bericht: Edgar Deibert, Heidenheimer Zeitung
Neue Tabelle nach Urteil des Sportgerichts: Sontheims Trainer Sebastian Knäulein übt deutliche Kritik
Sachen gibt’s! Obwohl in der Bezirksliga nicht gespielt werden konnte, hat sich die Tabelle verändert. Warum sich Sontheims Trainer Sebastian Knäulein über ein Urteil des Sportgerichts aufregt und was Steinheims Coach Nico Schuska sagt:
Das kann doch nicht wahr sein. Das wird sich so manch ein Anhänger des FV Sontheim gedacht haben. Wie bereits in der vergangenen Saison, bekommen die Sontheimer auch in dieser laut eines Urteils des Sportgerichts drei Punkte abgezogen. Damals wie heute freut sich darüber eine Mannschaft aus dem Landkreis Heidenheim.
28. August 2022: Am 3. Spieltag besiegt der FV Sontheim die SG Heldenfingen/Heuchlingen mit 2:1. Allerdings wurde die Partie nach einem Urteil des Sportgerichts letztlich mit 3:0 für die Gäste gewertet. Ein Sontheimer Spieler war nicht im Online-Spielberichtsbogen aufgeführt. Der betreffende Spieler sei zwar grundsätzlich für den FV Sontheim spielberechtigt, allerdings nicht teilnahmeberechtigt für die betreffende Partie gewesen. Denn jeder Spieler, der am Spiel teilnimmt, müsse im Online-Spielberichtsbogen gelistet werden, erklärte damals Herbert Mayer, Vorsitzender des Sportgerichts Ostwürttemberg.
Nun das Déjà-vu am 12. November 2023: Am 13. Spieltag siegt der FV Sontheim beim TV Steinheim mit 4:0. Wieder taucht ein Sontheimer Spieler nicht auf dem Spielberichtsbogen auf. Wenig überraschend, entschied das Sportgericht des Fußballbezirks Ostwürttemberg ähnlich: Die Partie wird mit 3:0 für den TV Steinheim gewertet. Dadurch haben die Sontheimer nur noch 28 Punkte und rutschen auf den dritten Tabellenplatz ab. Steinheim dagegen verbessert sich auf Rang 14 und ist nur noch einen Zähler vom ersten Nicht-Abstiegsplatz entfernt.
Entsprechend unterschiedlich ist die Gemütslage bei den beiden Trainern. „Natürlich ist uns ein blöder Formfehler passiert. Das ist ärgerlich. Ich will aber gar nicht wissen, wie oft so etwas passiert und es niemandem auffällt“, sagt Sebastian Knäulein. Der Sontheimer Trainer betont: „Es war ja keine Wettbewerbsverzerrung. Dann finde ich es falsch, dass wegen eines Formfehlers so eine harte Entscheidung getroffen wird. Ich verstehe nicht, warum auf diese Weise in die Saison eingegriffen wird.“
Der 42-Jährige meint damit sowohl den Kampf um die Meisterschaft (Sontheim hat nun drei Punkte weniger), als auch den Kampf um den Klassenerhalt, da Steinheim am unteren Ende der Tabelle drei Punkte vom Sportgericht zugesprochen bekommen hat – und damit im Vorteil gegenüber den Mitkonkurrenten ist. „Auf der einen Seite wird in den Abstiegskampf eingegriffen. Auf der anderen Seite sind bei uns aufgrund eines blöden Formfehlers drei Punkte weg. Das hat meiner Meinung nach nichts mit sportlichem Wettbewerb zu tun“, fasst Knäulein zusammen.
Nico Schuska zeigt Verständnis. „Für Sontheim tut mir das natürlich leid“, so der Steinheimer Coach. Er sagt aber auch: „Das war nicht unser Verschulden. Und es ist eine eindeutige Geschichte. Das Urteil war ja so zu erwarten. Es gibt Regularien, an die man sich zu halten hat.“ Der TV Steinheim freue sich über die drei unverhofften Punkte. „Das tut uns in unserer Situation natürlich gut“, so der der 44-Jährige, der das Urteil des Sportgerichts durchaus als Geschenk sieht.
Doch wie konnte es beim FV Sontheim erneut zu solch einem Fehler kommen? Nach der Erfahrung aus der vergangenen Saison habe man beim FVS das Sechs-Augen-Prinzip eingeführt, sagt Sebastian Knäulein. Soll heißen: Drei Verantwortliche schauen am Spieltag selbst auf die Aufstellung und die Liste der Ersatzspieler, die alle in einem Online-Spielberichtsbogen eingetragen werden müssen. In Steinheim musste kurz vor Spielbeginn Ersatztorhüter Lucas Teifel hinzugefügt werden – über eine App am Smartphone, erzählt der Sontheimer Trainer. Womöglich sei jemand bei diesem Vorgang auf ein falsches Symbol gekommen und habe einen anderen Spieler aus Versehen aus dem Kader gestrichen. „Sieben Leute sitzen auf der Bank, du drückst einen fälschlicherweise weg. Das fällt da nicht auf“, sagt Knäulein.
Welche Konsequenzen zieht der FV Sontheim? Der FVS prüft die Möglichkeit eines Einspruchs. Für diesen hat der Verein zehn Tage ab Urteilsverkündung Zeit. Die nächsthöhere Instanz wäre das Sportgericht des Württembergischen Fußballverbands in Stuttgart. Zum anderen wird die Arbeit an Spieltagen selbst angepasst. Der Kader soll früher im DFBnet freigegeben werden (bislang habe man beim FVS damit lange gewartet), dann sollen zwei weitere Verantwortliche noch einmal drüberschauen, ob alles korrekt ist.
Und Knäulein hat einen Wunsch im Hinblick auf den Verband. „In Bayern kann man zum Beispiel Spieler ohne Probleme nachtragen. Das ist auch in anderen Verbänden so. Nur der WFV macht da nicht mit. Dabei fände ich das für die Zukunft fairer.“