Bittere Verletzung von Jorgo Kentiridis bei seinem Startelf-Comeback
12.03.2024
Herren I:
Bericht: Edgar Deibert, Heidenheimer Zeitung
Bilder: Oliver Vogel & Markus Brandhuber, Heidenheimer Zeitung
Der große und vor kurzem verstorbene Andreas Brehme hat die deutsche Nationalmannschaft 1990 nicht nur zum Fußball-Weltmeister gemacht (verwandelter Elfmeter zum 1:0-Sieg gegen Argentinien). Er prägte auch einen, zugegeben keinen literarisch schönen, Satz: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“ Bedeutsam ist der Ausspruch in der Sportlerwelt allerdings schon. Jorgo Kentiridis könnte das sicherlich unterschreiben.
Im ersten Spiel des neuen Jahres führte der 28-Jährige die Bezirksliga-Mannschaft des FV Sontheim gegen die SG Heldenfingen/Heuchlingen aufs Feld. „Ein geiles Gefühl, wenn der Captain wieder an Bord ist“, macht Sebastian Knäulein aus seiner Gefühlslage keinen Hehl. Der Sontheimer Trainer musste – mit kleineren Unterbrechungen – knapp zwei Jahre auf Kentiridis verzichten. Dabei sagt Knäulein: „Jorgo ist mit Herz und Blut Sontheimer, ein absoluter Teamplayer. Seine Verletzung tut auch uns richtig weh.“
Zwei Jahre – im Sportkosmos eine sehr lange Zeit. Eine hartnäckige Schambeinentzündung bremste Kentiridis aus. Auf der Suche nach der Ursache probierte er vieles aus, war bei verschiedenen Ärzten, Physiotherapeuten. Auch Proteine aus Schlangengift waren ein Ansatz. Eine „1-A-Lösung“, wie Kentiridis es ausdrückt, gab es schlichtweg nicht. „Was mir genau geholfen hat, weiß ich bis heute nicht“, sagt er und schiebt nach: „Geduld ist das Wichtigste. Man muss auf den eigenen Körper hören.“
Die Schambeinentzündung war auskuriert, in der Wintervorbereitung konnte Kentiridis fast das ganze Programm mitmachen, wobei er einschränkt: „Ich habe teilweise die Intensität verringert, habe eine Trainingseinheit weniger mitgemacht.“ Nun war es aber so weit: Der Herbrechtinger feierte sein Comeback und lief bei einem Pflichtspiel wieder von Beginn an auf. „Ich war richtig heiß darauf. Dafür brennt man als Sportler: Mit den Mitspielern auf dem Platz zu kämpfen oder mit ihnen nach einem Tor zu jubeln“, sagt Kentiridis.
Nach knapp 70 Minuten war aber wieder Schluss. Bei einer Aktion wollte sich der Mittelfeldspieler bei einem Sturz mit dem rechten Arm abstützen – und musste danach verletzt ausgewechselt werden („Ich habe ein Knacksen gehört“). Noch am selben Tag ging es ins Klinikum. Er habe zunächst an eine Prellung gedacht. Die Röntgenaufnahme ergab allerdings: Radiusköpfchenfraktur – der häufigste Bruch im Bereich des Ellenbogens (oberes Ende der Speiche). „Als Fußballer fällst du bestimmt 4.000 Mal hin, ohne dass da etwas passiert. Bei Jorgo war dies leider nicht der Fall“, bedauert Trainer Knäulein.
Für zwei Wochen wird Kentiridis einen Gips tragen. Er rechnet damit, dass er knapp acht Wochen auf Sport verzichten wird müssen. Am Abend nach der Diagnose und auch am Tag darauf sei sein Kopf leer gewesen, sagt er. „Ich habe auf keine Nachricht geantwortet. Es ist wie in einem schlechten Film.“
Schließlich hat er schon mehrere Rückschläge erlitten. Doch gerade daraus schöpft er auch Hoffnung. „Ich weiß, dass ich zurückkommen kann“, sagt er aus Erfahrung. Sein Ziel: eine Rückkehr zum Endspurt der Saison. Bis dahin wird er sich wieder vieles, wie die Kondition, neu erarbeiten müssen. Doch Kentiridis ist voller Optimismus, dabei geht er auch mit Bildern – gemacht von einem HZ-Fotografen während des betreffenden Spiels – von seiner neuerlichen Verletzung offen um. „Sie sind für mich sogar eine Motivation für ein neues Comeback“, schimmert bei ihm der Kampfgeist und die Hoffnung auf ein Happy End eines schlechten Films durch.